Spielbericht: Muskets & Tomahawks – Das Gefecht um die Brücke über die Lippe
Ein Bericht von Capitaine Louis de Blazac (vielen Dank an Peter für den tollen Bericht)
Gestern haben wir uns endlich einmal wieder zu einer Partie Muskets & Tomahawks getroffen – dieses Mal sogar zu fünft. Ich hatte das Vergnügen, ein Szenario zu entwerfen und die Spielleitung zu übernehmen. Doch lassen wir Capitaine Blazac selbst berichten…
Die schwindende Zuversicht des Capitaine Blazac
„Mon Dieu! Sie wollen die Brücke sprengen!“
„Verzeihung, Monsieur? Was haben Sie gesagt?“
Capitaine Louis de Blazac schalt sich selbst für seinen unkontrollierten Ausruf. Er steckte das Fernrohr weg und wandte sich betont ruhig an seinen Sergeanten:
„Die Preußen besetzen die Brücke. Und wenn ich das richtig sehe, bringen sie bereits Sprengladungen an. Das müssen wir verhindern. Setzen Sie Ihre Männer in Bewegung.“
Der Sergeant nickte und ließ die Linieninfanterie in Marschkolonnen zur Brücke vorrücken. Auch ohne Fernrohr waren die hektischen Aktivitäten der Preußen gut zu erkennen. Der Capitaine war verärgert. Der Auftrag hatte einfach geklungen: Endlich ein eigenes Kommando, eigenständig operieren – die Brücke über die Lippe sichern, um dem französischen Tross den schnellsten Weg nach Westfalen zu ermöglichen.
Widerstand? Allenfalls durch ein paar preußische Partisanen. Und nun das!
Doch noch war nichts verloren. Außer ein paar Husaren und etwas Infanterie hatte er keine nennenswerten feindlichen Kräfte gesichtet – die Preußen schienen hoffnungslos in der Unterzahl.
Kaum hatten sich seine Kolonnen in Bewegung gesetzt, erschien auch schon Lieutenant Richard mit seinen Voltigeuren an der östlichen Flanke. Ein fähiger Offizier – ohne Befehl trieb er seine Plänkler auf ein kleines Waldstück nahe der Brücke, um von dort die preußische Infanterie mit Musketenfeuer zu bedrängen. Alles lief nach Plan.
Kurzzeitig bedrohte preußische leichte Kavallerie die linke Flanke, doch die Voltigeure eröffneten das Feuer, und der berittene Trupp zog sich rasch zurück.
Blazac wusste, dass seine Dragoner diesen Rückzug nicht ungenutzt lassen würden. „Verdammte, eitle Narren!“, fluchte er leise. Diese Männer wären im Zentrum dringend gebraucht worden – doch nun würden sie sich in der Verfolgung verausgaben.
Unterdessen ließ Sergeant Lefèvre seine Füsiliere aus der Marschformation in Linie übergehen, und bald krachten die ersten Musketensalven auf die Brücke.
„Ihr Idioten, ihr zielt zu niedrig!“, hörte Louis den Sergeanten brüllen.
Das Gefecht wurde unübersichtlich – doch es sah gut aus. Bald würde man die Preußen vertreiben und die Sprengladungen entschärfen.
Plötzlich hallte Trommeln durch die Ferne.
„Das sind keine Preußen“, bemerkte sein Adjutant.
„Natürlich nicht. Eindeutig britisch. Reiten Sie nach Osten und sehen Sie nach.“
„Oui, Monsieur!“ Der Adjutant wendete sein Pferd und jagte davon.
Auf der Brücke hatten die Preußen derweil in geschlossener Formation eine gewaltige Salve abgefeuert. Pulverdampf hüllte alles ein, und Schreie gellten durch die Luft.
„Haltet stand!“, rief Louis – und seine Männer taten es. Keine Panik, kein Rückzug.
Gerade wollte der Capitaine den Angriffsbefehl geben, da kehrte sein Adjutant zurück, zerzaust, verdreckt, atemlos:
„Richard ist weg! Und seine Männer auch!“
„Was meinen Sie mit weg?! Berichten Sie!“
„Auf der anderen Seite der Lippe sind britische Grenadiere aufmarschiert. Kaum in Reichweite, eröffneten sie das Feuer. Ich musste Deckung suchen. Die Voltigeure flohen – und ich konnte Richard nicht finden.“
Ohne ein weiteres Wort wandte sich Louis wieder der Brücke zu. Dann eben hier. Wenn sie die Brücke halten konnten, würde sich das britische Kontingent vertreiben lassen.
Sergeant Lefèvre hatte bereits zum Angriff geblasen. Mit lauten „Vive la République!“-Rufen stürmten die Füsiliere mit aufgepflanzten Bajonetten auf die Brücke. Der Kampf dauerte nur Sekunden. Die ersten Preußen fielen, der Rest floh. Lefèvre ließ halten und befahl dem Pionier, die Sprengsätze zu entfernen.
In diesem Moment nutzte ein preußischer Offizier die kurze Unachtsamkeit, stieß seinem Pferd die Sporen und preschte über die Brücke – direkt auf Louis zu.
Ein Kamikaze-Angriff? Eine Kapitulation?
Doch dann verstand Louis: In gebrochenem Französisch forderte ihn der Offizier zum Duell. Es war nicht der Moment dafür – aber die Ehre zwang ihn, die Herausforderung anzunehmen.
Mit erhobenen Säbeln ritten die beiden Offiziere aufeinander zu. Der Kampf währte nur wenige Hiebe. Dann setzte Louis eine Finte – und schlug mit aller Kraft von oben. Der Preuße fiel ohne Laut aus dem Sattel, Louis’ Säbel riss sich aus seiner Hand, im Körper des Gegners verkeilt.
Er wollte absteigen, um die Waffe zu bergen, da bemerkte er eine zweite Sprengladung – am anderen Ende der Brücke. Sofort ritt er ans Ufer, schrie den Männern Befehle zu.
„Monsieur, wir sind zu spät!“, rief Lefèvre mit entsetztem Blick.
„Non! Wir sind nicht zu spät!“, schrie Louis verzweifelt.
Er sprang vom Pferd, beugte sich zur Böschung –
Ein gleißender Blitz. Ein gewaltiger Knall.
„Wir sind zu spät. Der General wird mich umbringen.“
Es waren seine letzten Gedanken. Dann riss ihn die Explosion fort – und die Brücke mit ihm.